Großer Auftritt für "Shir Khan"

Altbürgerin Juliane segelt mit Lietz-Boot die Silverrudder 2025

Unsere Altbürgerin Juliane Hausmann (Abitur 2024) nahm mit der Beneteau First 18 „Shir Khan“, dem neuesten Mitglied der Lietz-Flotte, erfolgreich an der diesjährigen Silverrudder teil. Die 134 Seemeilen umfassende Einhandregatta rund um die dänische Insel Fünen ist, gemessen an der Teilnehmerzahl, eine der größten Solo-Offshore-Veranstaltungen Europas.

Wenn sie nicht gerade auf dem Wasser ist, absolviert Juliane zurzeit ihre Bootsbau-Ausbildung in Kiel. Ihre Leidenschaft fürs Segeln brachte sie aus ihrer Heimat Potsdam mit, als sie aufs Inselinternat kam. Auf Spiekeroog konnte sie dieser Leidenschaft dann in vollen Zügen frönen. In der Bootsbaugilde krempelte sie in der kalten Jahreszeit die Ärmel hoch, um gemeinsam mit dem Lietzer Segelmeister Björn Eisengarten und ihren Mitschülern die Flotte wieder fit zu machen für die nächste Saison. 

Für Juliane war die diesjährige Silverruder eine echte Herausforderung, die sie unbedingt annehmen wollte und die sie souverän gemeistert hat. Nach 32 Stunden, 15 Minuten und 26 Sekunden überquerte sie mit „Shir Khan“ als 20. von 39 Teilnehmenden ihrer Klasse die Ziellinie.

Juliane, wie kam es dazu, dass Du in diesem Jahr bei der Silverrudder angetreten bist?

Im Jahr 2016 habe ich die Regatta schon einmal als Zuschauerin miterlebt, als ich das Rennen meines Vaters verfolgte, der damals mit unserem Boot teilnahm. Seitdem wollte ich das auch selbst einmal erleben. Die Idee, allein zu segeln, fand ich ziemlich cool.

Warum hast Du Dich dafür entschieden, die Regatta mit einem der neuen Schulboote zu fahren?

Als wir die neuen Boote bekamen, stellte sich schnell heraus, dass diese für eine Regatta wie die Silverrudder tatsächlich gut geeignet sind. Ich wusste auch, dass andere bereits mit diesem Bootstyp die Regatta erfolgreich gesegelt sind. 

Außerdem war für mich die Vorstellung, mit einem kleinen Boot diese Einhandregatta zu bestreiten, angenehmer, als gleich mit einem großen Boot zu starten. 

Auch mein Vater fuhr wieder mit, also konnte ich nicht unser Familienboot nehmen. Und da war das Lietz-Boot Shir Khan dann meine erste Wahl.

Hat beim Start alles gut geklappt?

Ja, das war sehr gut. Ich habe als Dritte die Startlinie überquert. Ich hatte einfach das Glück, dass ich zum Startzeitpunkt näher an der Linie war als die anderen. Ich war einfach ein bisschen frecher und unerschrockener als die Konkurrenz.

Während des Rennens hatte ich mit ein paar kleineren Malheuren zu kämpfen. Mir brach zum Beispiel der Beschlag vom Baumniederholer, aber ich konnte all das schnell lösen.

Was war das für ein Gefühl, zum ersten Mal allein mit einem Boot so viele Meilen zu segeln - und das auch noch über Nacht?

Ein bisschen kannte ich die Situation ja schon, da ich schon einmal allein auf Lietz-Booten von Neuharlingersiel nach Spiekeroog und zurück gefahren bin. Aber das ist mittlerweile auch schon anderthalb Jahre her und so war es schon eine aufregende Erfahrung. 

Ich wusste, dass ich es kann und habe es mir zugetraut. Eine Regatta zu zweit bin ich auch schon gesegelt. Aber man ist allein auf einem Boot natürlich ganz anders in der Verantwortung und muss alle Entscheidungen selbst treffen.

Welchen besonderen Herausforderungen musstest Du Dich stellen?

Das war auf jeden Fall das Segeln in der Nacht. Trotz warmer Kleidung habe ich sehr gefroren. Auch die Müdigkeit war ein Thema. Ich bin tatsächlich ab und zu für ein paar Minuten eingeschlafen und musste mich dann wieder neu orientieren. Glücklicherweise war so wenig Wind, dass das Boot mit drei bis vier Knoten gefahren ist, was perfekt war für die Nacht.

Wie geht es jetzt für Dich in puncto Segeln weiter?

In der nächsten Saison will ich auf jeden Fall noch mehr Regatten zu zweit segeln. Auch auf eine weitere Silverruder hätte ich Lust. Jetzt ist aber erst einmal die Ausbildung mein Fokus. Ich bin überzeugt, dass ich später sehr von der Kombination meiner Bootsbau-Ausbildung mit meiner Segelerfahrung profitieren werde.

Inwiefern hat Dich das Segeln und der Bootsbau an der Lietz geprägt und ermutigt, in diesem Bereich auch Deine beruflichen Weichen zu stellen? 

Ich habe gelernt, selbständig zu sein, meine eigenen Aufgaben zu erledigen, für ein Boot und seine Crew Verantwortung zu übernehmen. Die Möglichkeiten, die sich mir am Internat boten, habe ich für mich ideal nutzen können. Ich konnte eigene Ideen einbringen, wurde herausgefordert, habe viele praktische Fertigkeiten erworben und eine Gemeinschaft erfahren, in die ich mich mit meiner ganzen Persönlichkeit einbringen konnte.

Das, was ich an der Lietz gelernt und erlebt habe, hat mich in meinem Wunsch bestärkt, auch meinen beruflichen Werdegang auf den Umgang mit Booten auszurichten. 

Was sagst Du zu dem Plan, ein neues Werkstattgebäude zu bauen, in dem neben der großen Segelhalle auch eine Tischlerei, eine Schlosserei und die Fahrradwerkstatt untergebracht sind?

Ich finde den Plan großartig und kann das Vorhaben nur unterstützen – auch wenn unser alter Bootsschuppen natürlich für Generationen von Lietzern viele schöne Erinnerungen birgt und wir alle ihn sehr lieben.

Aber die Idee, verschiedene handwerkliche Gewerke unter ein Dach zu bringen, wird die Schule auf jeden Fall noch einmal viel attraktiver machen für junge Menschen, die handwerklich interessiert sind. 

Außerdem ist es ein großer und auch wichtiger Schritt in Richtung Zukunft. Ich finde, Schulen wie die Lietz, deren Konzept eine ganzheitliche Bildung ist, können auf diese Weise die Motivation von Schülern stärken, sich wieder mehr im Handwerk zu engagieren. Nach dem Abitur gehen die meisten immer noch in ein Studium, und ich finde es wichtig, dass auch die Ausbildung in handwerklichen Berufen wieder verstärkt in den Fokus der Absolventen rückt.